March 15, 2015 CC BY 4.0 |
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Bildstill aus dem Trailer zu Luc Bessons "Lucy" (2014)
"Wir haben doch alle unseren Foucault gelesen." Mit diesen Worten wurde unlängst bei einer Diskussionsveranstaltung der Versuch unternommen, eine vermeintlich veraltete Debatte zu beenden. Obwohl das zuvor platzierte Argument keinen Bezug zum französischen Säulenheiligen anbot, wurde es unvermittelt in seinem langen Schatten gesehen. Michel Foucault zählt – offenbar seines kritischen Stachels beraubt – mittlerweile zum Kanon zeitgemäßer Diskussionen. Vor allem seine Analysen zur "Ordnung der Dinge", zu Disziplinarmacht und Subjektivierung haben eine gewisse Alltagstauglichkeit erreicht.
1975, zu jenem Zeitpunkt als Foucault Überwachen und Strafen und damit eine ganze Theorie von Macht und Subjektivierung publiziert, sei genau diese Ordnung bereits Geschichte, argumentiert etwa Jean Baudrillard bereits 1978. Während Foucault (zumeist) die Quellen sprechen lassen möchte, verschanzt sich Baudrillard hinter einem Gestus des Philosophierens, der gegen Kritik immunisiert. Er wusste es schon immer besser. Zumindest suggeriert dies sein Stil, der, kaum an Konsistenz interessiert, wenige Anknüpfungspunkte liefert. Diese Differenzen mögen ein Grund sein, warum Baudrillards durchaus spannende Auseinandersetzung mit Foucault kaum Resonanz gefunden hat, obwohl er, überspitzt formuliert, eine Historisierung Foucaults vorschlägt.
Die kybernetische "Ordnung der Dinge" habe die Macht referenzloser Zeichen in Gang gesetzt und Foucaults viel diskutierten Argumenten den Gegenwartsbezug geraubt. Anhand der Auseinandersetzung Baudrillars mit seinem Gegenspieler, die er in Oublier Foucault und in Von der Verführung entwickelt, will sich der Beitrag der Frage widmen, welche Rolle Foucault in einem Informations- und Medienzeitalter noch spielen kann und ob der streitbare Baudrillard bereits früh eine inhaltlich durchaus treffende Kritik übte. Haben wir es mit einer anderen Zeit und einer anderen Macht zu tun, die danach verlangt, begrifflich anders seziert und kritisiert zu werden? Müssen wir tatsächlich viele Werkzeuge Foucaults beiseite legen, weil sie nicht mehr passen? In den letzten Jahren ist die wissenschaftsgeschichtliche Forschung zudem vermehrt über die Kybernetik gestolpert, die in den 1950er und 1960er Jahren für einigen Wirbel sorgte. Liegt dort – bei Norbert Wiener, Claude Shannon, Heinz von Foerster und vielen anderen – bereits der Schlüssel zu einer neuen, von Foucault übersehenen epistemischen Ordnung, wie Baudrillard andeutet und beispielsweise Claus Pias vertieft? Müssen wir Foucault historisieren, weil seine Gesellschaftsanalyse an den rasanten Entwicklungen der Nachkriegszeit vorbeigegangen war, weil sein berühmtes "Gesicht im Sand" schon von popularisierten kybernetischen Fantasien weggespült wurde?